Studienreise fresh expressions Tag 5: Harry Steele, Bischof Steven Croft und Sanctus 1

Am Tag 5 der Studienreise fresh expression mit dem Lernvikariat 11/12 treffen wir Harry Steele, ein Pioneer Pfarrer, der inzwischen in einer anglikanisch-katholischen Kirchgemeinde gelandet ist, Bischof Steven Croft, der zu den Mitbegründern der Bewegung gehört(beide in Sheffield), und Al Lowe, der Sanctus 1 in Manchester leitet.

Harry Steele begegnen wir während eines traditionellen Gemeindegottesdienstes mit Abendmahl in einer Agglomerationsgemeinde von Sheffield. Nachdem er sein liturigsches Gewand abgelegt hat, ist er wieder der Pioneer Pfarrer, der mitten in einer lokalen Kirchgemeinde fresh expressions versucht.

Für ihn ist das die Zukunft der fresh expressions. Die sog. mixed economy müsse mitten in die traditionellen Gemeinden hinein getragen werden und funktionieren. Seit einem Jahr ist er nun in dieser High-Church Gemeinde und fördert den Wandel. Aber Veränderung ist nicht leicht, sagt er. Nebst dem traditionellen Gottesdienst gibt es nun ein neuer, sehr informeller Gottesdienst in dem sich auch Mütter wohl fühlen, zu denen eine Beziehung in einem diakonischen Projekt aufgebaut wurde. Die Gemeinde musste gewonnen werden für diese Arbeit mit alleinerziehenden Müttern. Eine tägliche Eucharistie wurde ersetzt zu Gunsten dieser neuen Arbeit.

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Studienreise fresh expressions Tag 4: George Lings und Skater-Kirche in Bradford

Am vierten Tag lassen wir uns im Sheffield Center der Church Army von George Lings, Leiter des Sheffield Centers die Geschichte der Bewegung „fresh expressions of church“ erklären und einige konstituierende Merkmale für diese neue Form von Kirche, sowie ein paar theologische Grundlagen. Am Nachmittag besuchen wir Andy Milne, einen Pioneer, der in Bradford eine Kirche mit und für Skateboarder aufgebaut hat.

Zunächst der Besuch beim Sheffield Center, das im Bereich fresh expressions eine bedeutende Forschungsstätte ist. Ausserdem ist das Sheffield Center involviert in die Ausbildung der Pioneer Ministers. 1980 wurde deutlich, dass es eine Abnahme bei den GD-Besuchenden gab. Manche kirchliche Funktionäre verleugneten die Statistiken zwar, aber es wurde dennoch bald deutlich, dass England ein Missionsfeld wurde.

Einer der bedeutendsten Figuren im Vorfeld dieser Entwicklung war dabei Bischof Lesslie Newbigin. Er gehört zu den Begründern der Bewegung „Gospel and Culture„. Zurück geht die Bewegung auf die 1910 Edinburgh Weltmissions-Konferenz und die ökumenische Bewegung. Ab 1950 wurde deutlich, dass kleine Gruppen eine entscheidende Form von Kirche darstellen. Ab 1960 wurde klar, dass Laien Leitung übernehmen müssen und dass die Pfarrer nicht mehr überall die Kontrolle haben müssen. Es gab gleichzeitig liturgische Bewegungen ab 1960. Ab 1964 ausserdem ein charismatische Bewegung, die zeigte, dass alle Menschen Geistgaben erhalten haben und dass es für alle möglich ist, spirituelle Erfahrungen zu machen. Diese Bewegung zeigte auch auf, dass „Erfahrungen“ zum Christsein gehören. Ab 1975 entstand schliesslich die Kirchen-Wachstums-Bewegung. Weiterlesen „Studienreise fresh expressions Tag 4: George Lings und Skater-Kirche in Bradford“

Studienreise fresh expressions Tag 3: contemplative fire

Contemplative fire ist eine Bewegung, welche ausser einer nationalen Struktur eines Trägerkreises, fast komplett selbstorganisiert, netzwerkartig funktioniert. Überall in England bilden sich kleine kontemplative Gruppen, die sich aufgrund eines Lebensrhythmus organisieren.

Contemplative fire ist eine Bewegung, welche ausser einer nationalen Struktur eines Trägerkreises, fast komplett selbstorganisiert, netzwerkartig funktioniert. Überall in England bilden sich kleine kontemplative Gruppen, die sich aufgrund eines Lebensrhythmus organisieren.

In Sheffield treffen wir Jane und Paul, zwei Mitglieder von contemplative fire. Philipp Roderick, der Gründer und Leiter der Bewegung war verhindert. Roderick gründete die Bewegung nach längeren Ekundungen in anderen religiösen Traditionen. Schliesslich fühlte er sich dazu berufen, Menschen zu dienen, welche auf ihrer spirituellen Reise nicht bei institutionellen Kirchen Ansschluss finden wollen oder können. 2004 gründete er contemplative fire. Im Unterschied zu anderen fresh expressions wie z.B. MOOT, London, ist contemplative fire nicht an einem Ort lokalisiert, sondern ist im Grunde genommen nichts anderes als ein Netzwerk ohne festen Ort.

Contemplative fire will Elemente der monatischen Tradition für ein christliches leben in einer zeitgenössischen Welt fruchtbar machen. Es geht darum, einen individuellen und gemeinschaftlichen Erkundungsweg (journey) zu begehen. Jane formuliert die entscheidende Frage so: „Welche Wurzeln in der Tradition helfen uns, wenn wir neue Wege suchen für die Welt relevant zu sein?“ Contemplative fire beantwortet die Frage mit einer Rückkehr zu den Ursprüngen. Das Leben und die Lehre Jesu sind zentral. Ebenfalls wichtig sind die Wüstenväter und -mütter, die christlichen Mystiker, auch die keltische Spiritualität. Was aus diesen Traditionen für contemplative fire wichtig ist:

1. Eine Betonung der persönlichen Erfahrung. Dagegen sind instituionelle Elemente, dogmatische Überlegungen im Hintergrund.

2. Weisheit ist etwas, was wir schmecken müssen. Wir können nicht darüber theoretisieren, denn Erkenntnis erhalten wir nur durch alle Sinne.  Alles, was du intellektuell begreifen kannst, ist zu klein für Gott.

3. Ein Bewusstsein für die Verbundenheit mit allen Dingen. Wir sehen das Göttliche in der Schöpfung. Das Leben ist sakramental, bei jedem Atemzug. Gott ist in allen Dingen, in uns. Wir stehen immer schon auf göttlichem Grund. Durch die Schöpfung kannst du Gott wahrnehmen.

Diese Aspekte prägen das Gebet. Mitglieder von contemplative fire versuchen, die Stille zu nutzen. Gebete aber auch in den alltäglichen Dingen des Lebens (keltische Spiritualität). Und beten mit dem ganzen Sein, dem Körper. Eine ganzheitliche Form des Gotteslobs.

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Studienreise fresh expressions Tag 2: Holy Trinity Brompton and Moot Community, London

Am zweiten Tag standen in London zwei Gottesdienstbesuche an. Der eine am Geburtsort der Alphalive-Kurse, Holy Trinity Brompton (HTB), der andere bei der MOOT Community, die am ersten Tag beschrieben wurde. Zwei sehr unterschiedliche Erfahrungen. Denn HTB ist nicht eine fresh expressions und spricht sehr gezielt die bürgerliche Mitte an. MOOT hingegen ist eine fresh expressions und spricht postmaterielle, experimentelle Lebenswelten an.

Am zweiten Tag standen in London zwei Gottesdienstbesuche an. Der eine am Geburtsort der Alphalive-Kurse, Holy Trinity Brompton (HTB), der andere bei der MOOT Community, die am ersten Tag beschrieben wurde. Zwei sehr unterschiedliche Erfahrungen. Denn HTB ist nicht eine fresh expressions und spricht sehr gezielt die bürgerliche Mitte an. MOOT hingegen ist eine fresh expressions und spricht postmaterielle, experimentelle Lebenswelten an.

Gottesdienstbesuch in Holy Trinity Brompton (HTB), Entstehungsort des Alphakurses, in der Schweiz bekannt als Alphalive. An drei verschiedenen Orten in unmittelbarer Nähe finden diverse Gottesdienste statt mit insgesamt 4000 Besuchenden. HTB bezeichnet sich als Teil der Church of England. Zielgruppe sind die quiet, peaceful Britains (die stillen, ruhigen Briten – also die bürgerliche Mitte)

Wer in die alte Kirche an der Bromptonstreet tritt wird begrüsst von einem Team freundlicher, junger Menschen. Im Eingangsbereich findet sich ein Informationdesk, im Kirchenraum selber ein von Freiwilligen betreuten Buffet mit Kaffee, Tee und diversen Backwaren. Das technische Equipement ist professionell und umfasst neben perfekter Ton- und Lichtanlage auch Videoeinspieler mit News, Werbung und Informationen. Auffällig auch die sekundengenau getimten Drehbücher. Eine digitale Uhr läuft sowohl beim Technikerteam (Ton-, Licht, Kameras, Liedtexteinblendungen, usw.) als auch für Beteiligte und Gemeinde vorne sichtbar. Für das Musik- und Sprecherteam ist eine Uhr an der Empore so angebracht, dass sie ständig im Blick ist. Zum Kaffee läuft satte Popmusik im Hintergrund. Der Kirchenraum ist mit Spannteppich ausgelegt. Mit farbigem Licht, kleinen Bühnenspots und Tüchern im Chorraum wird Atmosphäre erzeugt. Der Kirchenraum ist voll von Kindern. Niemand stört sich daran.

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Studienreise fresh expressions Tag 1: Begegnung mit Ian Mobsby – MOOT, London

Bericht des ersten Tages von der Studienreise Lernvikariat 11/12: Begenung mit Ian Mobsby, von MOOT Community, London, fresh expressions of church: Auf die Kirchen kommen grosse Veränderungen zu. Sie muss mit hoher Kontextsensibilität reagieren, will sie Chancen wahrnehmen.

Die Studienreise Lernvikariat 11/12 führt zunächst nach London. Dort treffen wir einen der Vordenker der fresh expressions Bewegung, Ian Mobsby, Gründer und Leiter der Moot Community und Autor verschiedener Bücher zu fresh expressions of church und zum sog. new monastic movement. 

Ian Mobsby, Gründer von Moot Community
Ian Mobsby, Gründer von Moot Community und Vordenker der fresh expressions of church Bewegung

Die Moot Community hat Gastrecht in einer alten Kirche mitten im Finanzdistrikt von London. Unter der Woche passieren täglich 50’000 Menschen die Kirche. Mobsby berichtet, dass eine Unruhe in der Luft liegt. Viele Menschen verlieren ihre Stelle. Die Stimmung ist geprägt vom Bewusstsein, dass eine grosse Veränderung auf alle zukommen wird. Menschen fühlen, dass eine postindustrielle Zeit angebrochen ist. Die Krise der Gesellschaft ist allgegenwärtig. Eine erschreckend hohe Zahl der berufstätigen Menschen in London sind Süchtig (Alkohol, Medikamente, Essen, Sex, usw.).

Die Beweung der „fresh expressions of church“ in der anglikanischen Kirche ist geprägt von einer enormen Kontexsensibilität. Es ist deshalb kein Zufall, dass Ian Mobsby in der ersten Hälfte des Referats fokussiert auf das Umfeld, in dem sich Kirche heute befindet. Jede Statistik zeigt, dass sich grosse Bewegungen abzeichnen, allerdings mit paradoxen Erscheinungen. So nimmt der Kirchenbesuch in England ständig ab. Gleichzeitig steigt der Hunger nach einer Spiritualität, die im Leben wirksam wird.

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Pfarrer werden anschlussfähiger werden müssen

Interview mit dem Leiter der Arbeitsstelle a+w, Aus- und Weiterbildung Pfarrerinnen und Pfarrer über die Pfarrkompetenzen der Zukunft: Pfarrer und Pfarrerinnen müssen anschlussfähiger werden.

Folgendes Interview ist in der kirchlichen Zeitschrift „Reformierte Presse“ im Juni 2012 erschienen:

Thomas Schaufelberger über die Herausforderungen und Schwerpunkte der Pfarrbildung

Thomas Schaufelberger ist seit anderthalb Jahren Leiter der Pfarreraus- und -weiterbildung im Konkordat. Im Gespräch mit Herbert Pachmann erklärt er die anstehenden Aufgaben.
Seit Ihrem Amtsantritt ist einiges in Bewegung geraten …

… ja, strukturell und inhaltlich.

Was hat sich verändert?

Es gab Umstrukturierungen. So mussten neue Stellen integriert und einige Aufgaben an die Landeskirche ausgegliedert werden.

Das klingt nach weniger Arbeit?

Im Gegenteil. Wir arbeiten an konzeptionellen Grundlagen für die Zukunft. Und intern galt es, Stellenprofile neu zu erstellen und die Teambildung abzuschliessen. Uns geht es um eine effizientere Vernetzung zwischen Theologiestudium und kirchlicher Ausbildung. Auch neue Inhalte müssen integriert werden.

Welche Inhalte meinen Sie?

Etwa eine Kontext-Sensibilität, wie sie die Sinus-Milieu-Studie aufzeigt, verknüpft mit missionalen Aspekten. Wir sind überzeugt, dass Pfarrer anschlussfähiger sein müssen für die Lebenswelten der Menschen. Das bedeutet auch, dass sie mit ihrer Botschaft stärker in die Welt rausgehen und noch mehr experimentieren müssen. Ihr Beruf wird insgesamt unternehmerischer sein.

Wie lässt sich das vermitteln?

Mit dem systemisch-konstruktivistischen Ansatz.

Einem was, bitte?

„Youth Theology ’13“ – Sommerakademie für Gymnasiast/innen

Ein lang gehegter Traum wird wahr: Die Sommerakademie für Jugendliche, die ich 1996 in Atlanta kennen gelernt habe (dort: yti – youth theological initiative) und auf die letztlich der Name dieses Blogs zurück geht (auch schon darüber gebloggt), wird in der Deutschschweiz im Sommer 2013 starten.

Ein lang gehegter Traum wird wahr: Die Sommerakademie für Jugendliche, die ich 1996 in Atlanta kennen gelernt habe (dort: yti – youth theological initiative) und auf die letztlich der Name dieses Blogs zurück geht (hier ein früherer Blog-Eintrag zum Thema), wird in der Deutschschweiz im Sommer 2013 starten. (Artikel Reformierte Presse)

Es handelt sich dabei um eine Kooperation zwischen den Evang.-ref. Kirchen der Deutschschweiz, den drei theologischen Fakultäten Zürich, Bern und Basel, sowie dem Kloster Kappel der Zürcher Landeskirche.

Ein Projektteam arbeitet seit einigen Monaten an den Zielen und Eckdaten der Sommerakademie. Momentaner Stand ist eine Projektskizze (bei Interesse erhältlich) und einem Factsheet_Sommerakademie_Fokusgruppen. Wir sind sehr interessiert an allen möglichen Kommentaren und Rückmeldungen zu dieser Skizze:

Youth Theology ’13 – Sommerakademie für Gymnasiast/innen

Ein Projekt der Universitäten Zürich, Bern, Basel, Theologische Fakultäten – in Kooperation mit den Evangelisch-reformierten Kirchen der Deutschschweiz

 Auf einen Blick:

  • 5 Tage im Kloster Kappel – ein Tagungszentrum der refomierten Kirche in wunderschöner Umgebung (Montag bis Freitag), nah von Zürich – in der ersten Sommerferienwoche
  • Vorlesungen und Begegnungen mit inspirierenden Persönlichkeiten aus Kirche und Theologie – intellektuell, herausfordernd
  • ermutigende Gespräche zu realen Themen mit anderen Jugendlichen aus der gesamten Deutschschweiz
  • Fragen zum realen Leben, existentielle Diskussionen
  • Themen aus wissenschaftlicher Theologie und Religionswissenschaft
  • viel Bewegung, Musik, Sport
  • Exkursionen zu Projekten mit sozialer Bedeutung
  • Musik, Tanz, Gesang, gottesdienstliche Feier
  • begleitet von jungen Pfarrerinnen und Pfarrern der reformierten Kirche
  • Impulse, Ideen, Hintergründe für das  eigene gesellschaftliche Engagement in Kirche, Jugendarbeit oder      Gesellschaft.
  • (von vielen Gymnasien als einwöchiges Sozialpraktikum/Praktikum anerkannt)

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Radio-Interview: Wie heute Pfarrer/innen ausgebildet werden

Mit der Krise der Kirchen wird zunehmend auch die Aufgabe der Pfarrerin und des Pfarrers in Frage gestellt. Was muss ein heutiger Pfarrer können und was sollte er besser verlernen? Wie werden Pfarrerinnen auf die Realität der Kirche vorbereitet?

Mit der Krise der Kirchen wird zunehmend auch die Aufgabe der Pfarrerin und des Pfarrers in Frage gestellt. Was muss ein heutiger Pfarrer können und was sollte er besser verlernen? Wie werden Pfarrerinnen auf die Realität der Kirche vorbereitet?
«Zoom»  (Radio Lifechannel) untersucht und vergleicht zwei Konzepte der Pfarrerausbildung. Gäste sind Thomas Schaufelberger (Leiter Aus- und Weiterbildung der Zürcher Landeskirche) und Fritz Peyer (Leiter «Institut für Gemeindebau und Weltmission IGW»). Interview im Rahmen der Sendung „Zoom“, Lifechannel (ERF), vom 19. Juni 2011, 60 Minuten,

Das Radio Interview ist hier zu hören.

Gezielt Jugendliche auf das Theologiestudium ansprechen

Um den Pfarrnachwuchs steht es schlecht. Thomas Schaufelberger, zuständig für die Ausbildung, zu den Gründen und was man gegen den Missstand tut. Interview im Kirchenboten Basel-Stadt/Schaffhausen, Dezember 2011

Herr Schaufelberger, wie sieht es mit dem Nachwuchs für das Pfarramt aus?

Es wird zu einem Pfarrmangel kommen, besonders weil in den nächsten Jahren geburtenstarke Jahrgänge ins Pensionsalter kommen. Gleichzeitig sind die in den letzten zehn Jahren stabilen Zahlen der Studienanfänger in Bern und Zürich im vergangenen Herbst eingebrochen. Niemand weiss, was das bedeutet. Auch ohne diesen Einbruch wäre es klar, dass wir die doppelte Zahl der Studierenden bräuchten, um den kommenden Bedarf zu decken.

Auf der anderen Seite wird die reformierte Kirche auch kleiner.

Richtig, das ist eine der Unsicherheiten in dieser Prognose. In vielen Kirchen werden zurzeit Stellen abgebaut. Das kann einen Teil des Mangels wieder wettmachen. Gleichzeitig gibt es Notfall-Szenarios, die im Detail noch entwickelt werden müssen: Ähnlich wie die Pädagogischen Hochschulen bei den Lehrpersonen, werden die Kirchen Programme für akademische Quereinsteiger anbieten müssen. Dies ist aber noch kein Beschluss, es wird erst diskutiert.

Wer würde sich als Quereinsteiger eignen?

Leute, in Berufen, die eine Affinität zum Pfarrberuf haben: geisteswissenschaftliche oder soziale Berufe. Es soll keine Verwässerung der Standards geben, aber eine Erleichterung beim Studium.
Kommt es auch zum Engpass, weil die Mehrheit der Theologiestudierenden heute weiblich ist und kein volles Pfarramt übernehmen will? Diese Einschätzung ist richtig. Der Mangel an Pfarrpersonen wird noch erhöht, weil vermehrt Frauen, aber auch Männer auf den «Markt» kommen, die keine volle Stelle übernehmen wollen. Was das statistisch bedeutet, darüber haben wir keine verlässlichen Zahlen. Aber die Tendenz ist korrekt und dürfte weiter anhalten.

Im Kanton Schaffhausen gibt es viele teilzeitliche Pfarrstellen. Sind diese wettbewerbsfähig, wenn es immer weniger Studienabgänger gibt?

Durchaus, der Kanton Schaffhausen hat keine schlechte Ausgangslage, um seine Pfarrstellen zu besetzen. Auch deshalb, weil er keine periphere Lage hat, anders als etwa Graubünden. Aber man muss sich fragen, ob Pensen unter 50 Prozent Sinn machen.

Was macht eine Pfarrstelle attraktiv?

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Kirchenmusik und Gemeindeaufbau

Ein Artikel im Magazin The Christian Century zeigt, wie die Dichotomie zwischen traditionellem und zeitgenössischem Ansatz in der Kirchenmusik überwunden werden kann.

Ein Artikel im amerikanischen Heft The Christian Century (Nov.2011) analysiert treffend die auch in der Schweiz herrschende Situation in der Kirchenmusik: In Diskussionen um die Musik in der Kirche scheint es so, als ob es nur eine Alternative gäbe: Entweder traditionelle, hochstehende Kirchenmusik oder zeitgenössische, weniger hochstehende Popularmusik. Es gibt allerdings Kirchen, welche diese Dichotomie überwinden. Der Autor des Artikels, Steve Thorngate, stellt zwei neue Wege fest:

sofa-Band
Sofa Gottesdienst Band in Stäfa (2006)

1. Kirchgemeinden, welche eklektizistisch auf alle möglichen Musikstile zugreifen ohne sich auf einen zu beschränken.

2. Kirchgemeinden, die einen völlig eigenständigen Stil er-funden haben, der nicht in das Schema traditionell-zeitgenössisch einzuordnen ist. Hier erwähnt er ein Beispiel einer Kirche, die mit einer Country-Gospel-Band einen altmodischen Sound mit frischen Elementen produziert. Ein anderes Beispiel ist eine urbane Gemeinde, welche einen Jazz-Musiker mit guter Vernetzung in die Jazz-Szene angestellt hat, der mit Klarinette, Piano und mit Freunden aus der Szene einen gehobenen, ästhetischen Ansprüchen entsprechenden Jazz-Stil eingeführt hat.

Zwei Kriterien stellt er am Schluss heraus:

– Die Musik muss gut sein!

– Die Musik mit verbunden sein mit dem realen Leben!

Denn Musik sei zwar nicht die einzige Kunstform im Gottesdienst, die einladend oder ausschliessend wirken kann. Aber es sei diejenige über die am besten gestaltbar ist. „Musik ist unsere beste Möglichkeit, Gastfreundschaft zu kultivieren“.