Im Roman „Die Stadt der Blinden“ von José Saramago – kürzlich verfilmt – wird ein düsteres Szenario entworfen. Plötzlich erblinden Menschen in grosser Zahl. An einer Stelle wird der einzig noch sehenden Frau gesagt: „Nur dank dir sind wir nicht vom menschlichen Faden abgeschnitten. Nur weil du noch siehst, fallen wir nicht ganz zu den Tieren.“
Ein schöneres Gleichnis für einen österlichen Glauben gibt es kaum. Er ist genau das: In der Welt eine Sicht zu bewahren, die den menschlichen Faden nicht abschneidet. Und man könnte umdichten: „Nur weil wir noch glauben, fallen wir nicht ganz zu den Tieren.“
So bewahren sich Ostermenschen eine Perspektive auf das Leben jenseits hohler Profitmaximierung. Sie erahnen etwas von der Schönheit und vom Schmerz des Daseins, und dass beides unverfügbar ist. Sie halten das Wissen wach, dass es Unkäufliches gibt, und dass es Kräfte gibt, die stärker sind als der Tod.
Eigentlich schön, wie wichtig Menschen, die glauben, für die Welt sind. „Nur dank ihnen sind wir nicht vom menschlichen Faden abgeschnitten. Nur weil sie noch sehen, fallen wir nicht ganz zu den Tieren.“
An Ostern wird aber alles noch komplizierter. Denn die, die zu glauben meinen, wissen plötzlich gar nichts. Und die, die unsicher sind und zweifeln und sich oft genug ungläubig fühlen – die sehen es plötzlich klarer denn je.
Und dann beginnen sie es – zunächst nur zaghaft – weiter zu erzählen.